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Unternehmen in Europa berücksichtigen bei Dekarbonisierung erst ein Drittel ihrer Scope-3-Emissionen

Eine neue Studie von Capgemini und dem CDP zeigt, dass Dekarbonisierungsstrategien europäischer Unternehmen die größten Emissions-Hotspots derzeit außen vor lassen

13 Juli 2023

Wien, 13. Juli 2023: Unter Europas Unternehmen gibt es einen Aufwärtstrend hin zu mehr Transparenz und Engagement bei der Dekarbonisierung – mit einem Anstieg von 56 Prozent bei der Offenlegung von Emissionen gegenüber dem CDP in den letzten drei Jahren. Allerdings tun sie sich weiterhin schwer damit, wirksame Maßnahmen für wichtige Emissions-Hotspots zu ergreifen, so dass derzeit nur 37 Prozent der Scope-3-Emissionen[1] von Dekarbonisierungsmaßnahmen erfasst werden. Dies geht aus der neuen gemeinsamen Studie „From Stroll to Sprint: A race against time for corporate decarbonization“ von Capgemini Invent und der gemeinnützigen Organisation CDP hervor. Im Rahmen dieser Studie werden die Dekarbonisierungsstrategien europäischer Unternehmen aus 17 Branchen analysiert, einschließlich ihrer Entwicklung zwischen 2019 und 2022.

Die meisten der von europäischen Unternehmen im Jahr 2022 offengelegten Emissionen (92 Prozent) entfielen auf Scope 3. Als am wichtigsten nannten die Unternehmen dabei die Nutzung von verkauften Produkten (57 Prozent) sowie den Bezug von Waren und Dienstleistungen (17 Prozent). Die Anzahl der Scope-3-Kategorien, die dem CDP im Jahr 2022 gemeldet wurden, ist im Vergleich zu 2019 um 28 Prozent gestiegen.

Fast die Hälfte der Ziele zur Emissionsreduktion ist SBTi-zertifiziert

Die Science Based Targets Initiative (SBTi) hat die absoluten Emissionsreduktionsziele von bislang 47 Prozent anerkannt; 2019 war dies erst bei 14 Prozent der Fall. Die absoluten, von der SBTi zertifizierten Zielwerte decken allerdings nur 13 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen ab, welche die Unternehmen dem CDP für das Jahr 2022 bekannt gegeben haben. Dies unterstreicht die dringende Notwendigkeit, dass sich die Unternehmen mit den größten Emissionsbelastungen im Einklang mit dem 1,5°C-Ziel solide Reduktionsziele setzen.[2]

Überzeugende Net-Zero-Ziele sind trotz des steilen Anstiegs noch wenig verbreitet: Erst 8 Prozent der Unternehmen gaben an, Ziele für Netto-Null-Emissionen zu verfolgen, die von der SBTi zertifiziert wurden; bei weiteren 14 Prozent steht die Validierung noch aus. Zwar ist die Zahl der Unternehmen, die dem CDP ihre Emissionen offenlegen, deutlich gestiegen, doch 23 Prozent von ihnen hatten scih im Jahr 2022 noch immer keine Emissionsreduktionsziele gesteckt.

„Unsere Analyse zeigt, dass führende Unternehmen zwar rasch Fortschritte gemacht haben – insbesondere bei der Festlegung wissenschaftsbasierter Ziele, dass die Mehrheit jedoch entschlossener handeln muss, um ihre Scope-3-Emissionen zügig zu reduzieren“, kommentiert Maxfield Weiss, Executive Director des CDP Europe. „Angesichts der dringenden Notwendigkeit, die Dekarbonisierung der Unternehmen mit dem 1,5°C-Ziel in Einklang zu bringen, müssen die Unternehmen jetzt konkrete Klimaschutzpläne aufstellen, um die für die Sicherheit unserer Wirtschaft und Gesellschaft notwendige Reduzierung zu erzielen.“

Roshan Gya, CEO von Capgemini Invent und Mitglied des Group Executive Committee, sagt: Unternehmen, die ihre Net-Zero-Ziele erreichen wollen, sollten sich unbedingt auch kurz- und langfristige Ziele setzen, um ihren Dekarbonisierungskurs besser einschätzen zu können. Neue Technologien wie klimafreundlich erzeugter Wasserstoff und die Elektrifizierung von Prozessen müssen im großen Maßstab implementiert werden. Dies erfordert eine Neuausrichtung der Regulatorik und einen innovativen Ansatz, um die duale Transformation hin zu einer nachhaltigen und digitalen Wirtschaft zu fördern.

In regenerativer Energie steckt viel ungenutztes Potenzial

Die Studienautoren stellen fest, dass die Unternehmen insgesamt Fortschritte bei der Reduktion von Umweltauswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit machen: Die Emissionen in Scope 1 und 2 sind um bis zu 40 Prozent gesunken, hauptsächlich durch Maßnahmen für mehr Energieeffizienz. Branchen, die insbesondere auf Elektrizität angewiesen sind, haben heute mehr Möglichkeiten als andere, ihren Energiemix zu dekarbonisieren und sich vor Preisschwankungen auf dem Energiemarkt zu schützen.

Im Jahr 2022 deckten erneuerbare Energien weniger als ein Drittel des Strombedarfs der meisten (70 Prozent) Sektoren, die untersucht wurden. Dies deutet darauf hin, dass durch einen stärkeren Einsatz regenerativer Energien weiterhin mit erheblichen Emissionsminderungen zu rechnen wäre.

Nachhaltiges Handeln schadet der Wettbewerbsfähigkeit nicht

Unternehmen ergreifen im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsstrategien zunehmend Maßnahmen zur Dekarbonisierung. Die dem CDP offengelegten Daten zeigen, dass diese Investitionen das Umsatzwachstum nicht beeinträchtigt haben. Von 2019 bis 2022 sanken die gemeldeten Emissionen in den Scopes 1 und 2 in den meisten Sektoren um durchschnittlich 14 Prozent, während der Umsatz um 8 Prozent stieg.

Der vollständige Report steht zum Download bereit unter https://www.capgemini.com/insights/research-library/from-stroll-to-sprint.

Methodik

Die Studie stützt sich auf die ausgewiesene Expertise von Capgemini Invent im Bereich Dekarbonisierung, auf Erkenntnisse aus dem Capgemini Low Carbon Navigator Tool (einer unternehmenseigenen Bibliothek von Dekarbonisierungs-Benchmarks und branchenspezifischen Ansätzen), auf quantitative Analysen der öffentlichen Datensätze des CDP für die Jahre 2019 und 2022 sowie auf qualitative Erkenntnisse aus Interviews mit sieben ausgewählten Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen. Der Report berücksichtigt Unternehmen, die gemeinsam etwa 75 bis 80 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung der Unternehmen in Europa repräsentieren.

Capgemini Invent ist für seine Expertise in der Klimaschutzberatung ein seitens des CDP mit Gold akkreditierter Service Provider. Der Report wurde im Rahmen dieser Partnerschaft verfasst, die einer begrenzten Anzahl von Unternehmen exklusiven Zugang zu den Daten gewährt.

Über CDP

CDP ist eine globale Non-profit-Organisation, die das weltweite System zur Offenlegung umweltbezogener Daten von Unternehmen, Städten, Staaten und Regionen betreibt. Gegründet im Jahr 2000, arbeitet das CDP heute mit mehr als 740 Finanzinstitutionen zusammen, die insgesamt ein Anlagekapital von mehr als 130 Billionen US-Dollar betreuen. Das CDP hat Pionierarbeit geleistet, indem es die Kapitalmärkte und das Beschaffungswesen von Unternehmen nutzt, um diese zu motivieren, ihre Umweltauswirkungen offenzulegen, Treibhausgasemissionen zu reduzieren sowie Wasserressourcen und Wälder zu schützen.

Weltweit haben 2022 fast 20.000 Organisationen Daten über das CDP offengelegt. Darunter waren mehr als 18.700 Unternehmen, die zusammen die Hälfte der globalen Marktkapitalisierung aufweisen, sowie über 1.100 Städte, Staaten und Regionen. Das CDP ist vollständig mit der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) abgestimmt und verfügt über die größte Datenbank für umweltbezogene Daten weltweit. Die Bewertungen des CDP werden weithin genutzt, um Investitions- und Beschaffungsentscheidungen für eine klimaneutrale, nachhaltige und resiliente Wirtschaft zu treffen. Das CDP ist Gründungsmitglied der Science Based Targets Initiative, der We Mean Business Coalition, der Investor Agenda und der Net Zero Asset Managers Initiative. Besuchen Sie cdp.net oder folgen @CDP auf Twitter, um mehr zu erfahren.

Über Capgemini Invent

Capgemini Invent ist die weltweite Beratungseinheit der Capgemini-Gruppe für digitale Innovation, Design und Transformation. Sie ermöglicht CxOs, die Zukunft ihrer Unternehmen zu gestalten. Dafür arbeiten über 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in rund 40 Kreativstudios sowie an mehr als 60 Standorten weltweit. Sie vereinen Strategieberatung, Data Science, Produkt- und Experience Design, Markenmanagement sowie Technologie-Know-how, um neue Digitallösungen, Produkte, Umgebungen als auch Geschäftsmodelle für eine nachhaltige Zukunft zu entwickeln.

Capgemini Invent ist integraler Bestandteil von Capgemini, einem der weltweit führenden Partner für Unternehmen bei der Steuerung und Transformation ihres Geschäfts durch den Einsatz von Technologie. Die Gruppe ist jeden Tag durch ihren Purpose angetrieben, die Entfaltung des menschlichen Potenzials durch Technologie zu fördern – für eine integrative und nachhaltige Zukunft. Capgemini ist eine verantwortungsbewusste und diverse Organisation mit einem Team von rund 360.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in mehr als 50 Ländern. Eine 55-jährige Unternehmensgeschichte und tiefgehendes Branchen-Know-how sind ausschlaggebend dafür, dass Kunden Capgemini das gesamte Spektrum ihrer Geschäftsanforderungen anvertrauen – von Strategie und Design bis hin zum Geschäftsbetrieb. Dabei setzt das Unternehmen auf die sich schnell weiterentwickelnden Innovationen in den Bereichen Cloud, Data, KI, Konnektivität, Software, Digital Engineering und Plattformen. Der Umsatz der Gruppe lag im Jahr 2022 bei 22 Milliarden Euro.

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[1] Scope-1-Emissionen umfassen direkte Emissionen aus Gebäuden oder Anlagen, die sich im Besitz oder unter der Kontrolle eines Unternehmens befinden, wie z. B. Emissionen im Zusammenhang mit dem Kraftstoffverbrauch und Kältemittelgasen. Scope-2-Emissionen enthalten Emissionen, die mit dem Stromverbrauch sowie der Nutzung von Wärme oder Dampf verbunden sind. Scope 3 sind alle anderen Emissionen, die innerhalb der Wertschöpfungskette eines Unternehmens entstehen, einschließlich vor- und nachgelagerter Emissionen. Sie entstehen durch die Aktivitäten eines Unternehmens, jedoch aus Quellen, die weder dem Unternehmen gehören noch von ihm kontrolliert werden.

[2] Nach dem jüngsten IPCC-Report ist bis 2030 ein Rückgang der Emissionen um 45 Prozent gegenüber dem Stand von 2010 erforderlich, um die globale Erwärmung unter 1,5 °C zu halten. Quelle: IPCC AR6 Synthesis Report (März 2023)